Das 20. Jahrhundert
Der Krankenhaus-Fürsorgeverein sammelt kleines Vermögen an
Zur Unterstützung der katholischen Kirchengemeinde bei der Umsetzung der Neubaupläne, gründete sich am 14. Juni 1909 der vorgenannte Verein. Im Hotel Prokasky trafen sich nach 45 Damen nach einem Aufruf der Taunus Zeitung. Diese wählten als Vorsitzende Frau (Bürgermeister) Jakobs und als Stellvertreterin Fräulein Osterberg, die wohl die Gründung initiiert hatte. In der dort gleich beschlossenen Satzung ist unter Paragraph 2 über den Vereinszweck zu lesen, dass das neue Krankenhaus in Bezug auf Anschaffungen, die im Interesse der Kranken und deren Behandlung notwendig erscheinen, zu unterstützen sei.
Der jährliche Mindestbeitrag wird auf eine Mark festgesetzt, und um bald zu einem größeren Geldbetrag zu kommen, wurde am 22. Juli 1909 zum Höhepunkt der Fremdensaison ein Gartenfest und Bazar im Bereich des Parkhotels veranstaltet. Ihre Königliche Hoheit, Großherzogin-Mutter von Luxemburg hatte das Protektorat übernommen und dem Fest durch ihr persönliches Erscheinen einen ganz besonderen Glanz verliehen, wie es im Jahresbericht des Vereins heißt. Der Reingewinn des Bazars betrug 4.889,79 Mark.
Als Erinnerung an den Bazar wurde eine Postkarte mit dem Motiv der Entwurfszeichnung herausgegeben Insgesamt hatte der aus fast 400 Frauen bestehende Verein bis zum Jahresende 1910 ein kleines Vermögen von 7.706,14 Mark angesammelt. Durch die Wartezeit bis zur Fertigstellung des Krankenhauses konnte die Summe noch weiter gesteigert werden. So wurden in die Ausstattung 9.584,59 Mark investiert, wie es im Jahresbericht 1911/1912 zu lesen ist. Die größten damit finanzierten Posten waren die OP-, Arzt- und Verbandszimmerausstattung und eine motorgetriebenen Waschmaschine.
Die weitere Tätigkeit des Vereins gibt ein Artikel der Taunuszeitung vom 23. Juni 1920 wieder, in dem über das elfjährige Bestehen berichtet wird, und dass bis zu diesem Zeitpunkt 18.000 Mark für das Krankenhaus aufgewendet wurden. Es wird allerdings beklagt, dass der „unselige Krieg“ die Vereinsarbeit sehr erschwert habe und die Geldmittel fast erschöpft seien. Um weiter den Vereinszweck erfüllen zu können, wird dafür geworben, dem Verein die Treue zu halten. Leider ist nicht überliefert, wann der Verein seine Tätigkeit eingestellt hat.
Bau des Krankenhauses
Am 1. August 1909 beschloss die Stadt, sich an den Baukosten mit 10.000 Mark zu beteiligen. Im Januar 1910 überwies Ihre Königliche Hoheit Großherzogin-Mutter von Luxemburg zu diesem Zweck 2.000 Mark an Herrn Sanitätsrat Dr. Thewalt. Noch im gleichen Jahr zeigte sie aufs Neue ihre Großzügigkeit. Bei der Enthüllung des Herzog-Adolph-Denkmals am 10. September, spendete sie gemeinsam mit ihrer Tochter, Großherzogin Hilda von Baden, und den Töchtern ihres Sohnes, den Prinzessinnen von Luxemburg, das erste Freibett für das Krankenhaus, unter dem Namen „Stiftung des Herzoglichen Hauses Nassau“.
Dieses Freibett soll bedürftigen Königsteinern ohne Rücksicht auf deren Konfession nach freiem Ermessen des Krankenhausvorstandes zugute kommen. Eine weitere Geldspende erhielt die Kirchengemeinde von Frau Baronin von Rothschild in Höhe von 10.000 Mark. Nach den Plänen des Königlichen Kreisbaurates Bleich konnte dann, nach Vorliegen der Baugenehmigung Anfang April 1910, mit dem Abriss der Rindenscheuer und den Grundarbeiten begonnen werden. Leider ist die Lage des Grundsteins nicht überliefert, und auch die Beteiligten bei der Handlung sind nicht bekannt. Bauleiter war der Königsteiner Architekt Jacob Ohlenschläger.
Die Bauherrschaftliche Vertretung übernahm Josef Sittig, nachdem Pfarrer Dr. Elsenheimer noch während der Bauzeit am 26. März 2011 verstorben war. Trotz einer weiteren Schenkung von 5.000 Mark, anlässlich des 80. Geburtstages von Anna Borgnis, war der Kirchenvorstand gezwungen, eine Anleihe für die Baukosten aufzunehmen. Diese wurden auf 140.000 bis 150.000 Mark veranschlagt. Am 15. Februar 1912 konnte dann Einweihung gefeiert werden. Viele Königsteiner Unternehmer und Handwerker waren an den Arbeiten beteiligt
Quelle/Text:
„100 Jahre St. Josef Krankenhaus Königstein im Taunus“
Autor: Dr. med. Dieter Hausmann
Herausgeber: St. Josef-Krankenhaus Betriebs GmbH
Königstein (2012)