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Das 20. Jahrhundert bis 1950

Der Krankenhaus-Fürsorgeverein sammelt kleines Vermögen an

Zur Unterstützung der katholischen Kirchengemeinde bei der Umsetzung der Neubaupläne, gründete sich am 14. Juni 1909 der vorgenannte Verein. Im Hotel Prokasky trafen sich nach 45 Damen nach einem Aufruf der Taunus Zeitung. Diese wählten als Vorsitzende Frau (Bürgermeister) Jakobs und als Stellvertreterin Fräulein Osterberg, die wohl die Gründung initiiert hatte. In der dort gleich beschlossenen Satzung ist unter Paragraph 2 über den Vereinszweck zu lesen, dass das neue Krankenhaus in Bezug auf Anschaffungen, die im Interesse der Kranken und deren Behandlung notwendig erscheinen, zu unterstützen sei.

Der jährliche Mindestbeitrag wird auf eine Mark festgesetzt, und um bald zu einem größeren Geldbetrag zu kommen, wurde am 22. Juli 1909 zum Höhepunkt der Fremdensaison ein Gartenfest und Bazar im Bereich des Parkhotels veranstaltet. Ihre Königliche Hoheit, Großherzogin-Mutter von Luxemburg hatte das Protektorat übernommen und dem Fest durch ihr persönliches Erscheinen einen ganz besonderen Glanz verliehen, wie es im Jahresbericht des Vereins heißt. Der Reingewinn des Bazars betrug 4.889,79 Mark.

Als Erinnerung an den Bazar wurde eine Postkarte mit dem Motiv der Entwurfszeichnung herausgegeben Insgesamt hatte der aus fast 400 Frauen bestehende Verein bis zum Jahresende 1910 ein kleines Vermögen von 7.706,14 Mark angesammelt. Durch die Wartezeit bis zur Fertigstellung des Krankenhauses konnte die Summe noch weiter gesteigert werden. So wurden in die Ausstattung 9.584,59 Mark investiert, wie es im Jahresbericht 1911/1912 zu lesen ist. Die größten damit finanzierten Posten waren die OP-, Arzt- und Verbandszimmerausstattung und eine motorgetriebenen Waschmaschine.

Die weitere Tätigkeit des Vereins gibt ein Artikel der Taunuszeitung vom 23. Juni 1920 wieder, in dem über das elfjährige Bestehen berichtet wird, und dass bis zu diesem Zeitpunkt 18.000 Mark für das Krankenhaus aufgewendet wurden. Es wird allerdings beklagt, dass der „unselige Krieg“ die Vereinsarbeit sehr erschwert habe und die Geldmittel fast erschöpft seien. Um weiter den Vereinszweck erfüllen zu können, wird dafür geworben, dem Verein die Treue zu halten. Leider ist nicht überliefert, wann der Verein seine Tätigkeit eingestellt hat.

Bau des Krankenhauses

Am 1. August 1909 beschloss die Stadt, sich an den Baukosten mit 10.000 Mark zu beteiligen. Im Januar 1910 überwies Ihre Königliche Hoheit Großherzogin-Mutter von Luxemburg zu diesem Zweck 2.000 Mark an Herrn Sanitätsrat Dr. Thewalt. Noch im gleichen Jahr zeigte sie aufs Neue ihre Großzügigkeit. Bei der Enthüllung des Herzog-Adolph-Denkmals am 10. September, spendete sie gemeinsam mit ihrer Tochter, Großherzogin Hilda von Baden, und den Töchtern ihres Sohnes, den Prinzessinnen von Luxemburg, das erste Freibett für das Krankenhaus, unter dem Namen „Stiftung des Herzoglichen Hauses Nassau“.

Dieses Freibett soll bedürftigen Königsteinern ohne Rücksicht auf deren Konfession nach freiem Ermessen des Krankenhausvorstandes zugute kommen. Eine weitere Geldspende erhielt die Kirchengemeinde von Frau Baronin von Rothschild in Höhe von 10.000 Mark. Nach den Plänen des Königlichen Kreisbaurates Bleich konnte dann, nach Vorliegen der Baugenehmigung Anfang April 1910, mit dem Abriss der Rindenscheuer und den Grundarbeiten begonnen werden. Leider ist die Lage des Grundsteins nicht überliefert, und auch die Beteiligten bei der Handlung sind nicht bekannt. Bauleiter war der Königsteiner Architekt Jacob Ohlenschläger.

Die Bauherrschaftliche Vertretung übernahm Josef Sittig, nachdem Pfarrer Dr. Elsenheimer noch während der Bauzeit am 26. März 2011 verstorben war. Trotz einer weiteren Schenkung von 5.000 Mark, anlässlich des 80. Geburtstages von Anna Borgnis, war der Kirchenvorstand gezwungen, eine Anleihe für die Baukosten aufzunehmen. Diese wurden auf 140.000 bis 150.000 Mark veranschlagt. Am 15. Februar 1912 konnte dann Einweihung gefeiert werden. Viele Königsteiner Unternehmer und Handwerker waren an den Arbeiten beteiligt.

Die Einweihung

Am Donnerstag, dem 15. Februar 1912 wurde das Krankenhaus um 12 Uhr durch die Schlüsselübergabe eingeweiht. Zu Beginn sang der katholische Kirchenchor unter der Leitung des stellvertretenden Dirigenten Georg Kreiner den Psalm „Wer unter dem Schirm am Höchsten sitzet“. Nach einer kurzen Ansprache übergab Baurat Adolf Bleich den Schlüssel, der ihm vom bauleitenden Architekten Jacob Ohlenschläger aus Königstein auf einem Kissen gereicht wurde, an Pfarrer Löw als Vertreter der Eigentümerin des Hauses, der katholischen Kirchengemeinde Königstein. Der Pfarrer reichte den Schlüssel weiter an die Oberin Schwester Ferdinandina , die damit die Pforte des Krankenhauses öffnete. (Zitat aus der TZ vom 16. Februar 1912).

Zu den Rednern gehörte Bürgermeister Jacobs, Hofprediger Bender und Sanitätsrat Dr. Thewalt. Die israelitische Kultusgemeinde spendete für das neue Haus einen Krankentransportstuhl.
Zu erwähnen sind noch folgende Personen und Institutionen, die der Einladung gefolgt waren: der Königliche Landrat Ritter Dr. v. Marx, Großherzoglicher Luxemburgischer Hofmarschall von Hohnhorst, Magistrat und Stadtverordnete aus Königstein, Kreisarzt Dr. Ziehe aus Bad Homburg. Sanitätsrat Dr. Spielhagen aus Kronberg, Chefarzt, Oberstabsarzt Dr. Krebs aus Falkenstein, der Kirchenvorstand beider Konfessionen, Vertreter der israelitischen Kultusgemeinde, Vertreter der Ortskrankenkasse Königstein, Stifter und Wohltäter des Hauses, der Vorstand des Krankenhaus-Fürsorgevereins und viele Gäste (nach der TZ vom 16. Februar 1912).

Die Namensgebung

Das Krankenhaus wurde auf Wunsch der Generaloberin Mutter Amalie dem heiligen Josef geweiht, die Kapelle dem heiligen Herzen Jesu. Am 17. Februar zogen die sieben Schwestern ein, und am Tag danach fand die Einweihung der Kapelle und die Einsegnung des Hauses statt.

Das Krankenhaus besteht aus vier Stockwerken. Im Kellergeschoss sind Küche, Wäscherei mit Bügel- und Nähzimmer sowie Vorratsräume eingerichtet. Im Erdgeschoss ist die Männerstation mit neun Betten: einem Dreibettzimmer, zwei Zweibettzimmern und zwei Einzelzimmer, die zugleich Isolierzimmer (mit Schleuse und eigenem Ausgang) sind. Auf dieser Etage ist auch das Bad und der Verbandsraum. Die Kapelle mit Sakristei, das Sprechzimmer der Oberin und ein Tagesraum ergänzen die Ausstattung des Geschosses.

Im Obergeschoss befindet sich die Frauenstation mit elf Betten: ein Dreibettzimmer, zwei Zweibettzimmer und vier Einzelzimmer. Die Zimmer haben teilweise Balkone, so auch im Erdgeschoss. Weiterhin sind hier der Operationssaal, Instrumentenraum und Desinfektionszimmer, Bad und Verbandsraum sowie das Arztzimmer untergebracht.

Bei der Besichtigung des Hauses fallen die hellen und luftigen Räume von 4,10 Metern Höhe im Erd- und Obergeschoss auf. Die Ausstattung entspricht den neuesten hygienischen Vorschriften. Das Gebäude hat eine Niederdruck-Dampfheizung, eine Warmwasseranlage und einen Speiseaufzug. Der Einbau eines Personenaufzuges ist vorbereitet. Einrichtungsgegenstände im Wert von 10.000 Mark wurde, wie bereits erwähnt, vom Krankenhausfürsorgeverein angeschafft.

Ein von allen bewundertes Modell des Krankenhauses wurde von der Centralheizungswerke AG in Frankfurt angefertigt. Leider ist davon keine Fotografie überliefert und auch der Verbleib unbekannt. Das alte Krankenhaus in der Schulstraße wurde „Bewahrschule“ (heute Kindergarten genannt) und ebenfalls von den Schwestern betreut, da ein geplanter Verkauf nicht zustande kam.

Freibett

Das von der Großherzogin-Mutter gestiftete Freibett wurde gleich nach der Eröffnung am 19. Februar 1912 mit einem Kind belegt. Bis zum Jahre 1920 ist die Nutzung dieses Bettes in den Krankennbüchern nachzulesen. Es wurde 14 Mal an insgesamt 749 Tagen zur Verfügung gestellt, für Kinder und Erwachsene katholischen und evangelischen Glaubens, andere Konfessionen waren nicht da bei.

Zwei Weltkriege

Vereinsheim I wurde das St. Josef Krankenhaus bezeichnet und war von September 1914 bis zum 30. November 1918 Lazarett. In dieser Zeit wurden nach der Schwesternchronik 674 Soldaten an 43.252 Pflegetagen behandelt. Im ersten Kriegsjahr wurden 56 Soldaten registriert. Es war aber auch für die Zivilbevölkerung geöffnet. In den nächsten Jahren wurden keine Soldaten mehr ins Krankenbuch eingetragen. Der erste wurde mit einem Unterschenkelhalsdurchschuss am 26. September 1914 aufgenommen. Am 21. Oktober wurde der erste Königsteiner (27 Jahre alt) mit einer Schussverletzung am rechten Arm notiert.

Die Großherzogin-Mutter kam am Sonntag, dem 1. November 1914, mit ihrer Tochter, der Großherzogin von Baden und ihren Enkelinnen Prinzessin Sophie und Elisabeth von Luxemburg und Damen des Gefolges zu Besuch. Die Taunus Zeitung berichtet am 2. November 1914:
„…Empfangen und geleitet von den Ärzten Herren Geheimrat Dr. Thewalt und Dr. Herrmann, der Schwester Oberin und dem Rechnungsführer Herrn Hammon, betraten die hohen Damen jedes einzelne Zimmer, in dem Verwundete lagen; ja die Großherzogin-Mutter ließ es sich nicht nehmen selbst die zweite Etage, wo noch drei Verwundete untergebracht sind, zu ersteigen.

Mit herzlichen Erkundigungen nach ihrer Verwundung und ihrem Befinden, mit mildem Trostwort und guten Wünsche wurden die einzelnen Tapferen beglückt. Die Prinzessinnen in der Lieblichkeit und Frische ihrer Jugend überreichten jedem Mann Blumen und Zigaretten; Postkarten und Bilder der hohen Herrschaften (im Besonderen für die Nassauer unter den Verwundeten) und mit Ansicht des Schlosses und der Ruine wurden von der Frau Großherzogin-Mutter selbst verteilt. Auch an Spiele für die lange Zeit der Muße hatte der hohe Besuch gedacht. Die Verwundeten waren voller Stolz und Dankbarkeit für soviel Güte. Es wird ihnen das Herz geklopft haben in dem freudigen Bewusstsein, dass ihre Leistungen von aufrichtigem fürstlichen Dank begleitet sind, und wird sie mit neuem Mut erfüllt haben für die künftige Arbeit da draußen.“

Nachkriegs- und Besatzungszeit

In der Zeit nach dem Krieg konnte das Krankenhaus wieder ausschließlich von der Zivilbevölkerung genutzt werden. In der Krankenhauskapelle predigte allerdings seit der Zeit der Besetzung 1918 fast täglich ein französischer Geistlicher (bis Dezember 1925, da zu diesem Zeitpunkt die französischen Truppen durch englische ersetzt wurden. Zu den beiden Ärzten Dr. Thewalt und Dr. Herrmann kamen weitere hinzu: 1917 erhielt Dr. Jacob Schiffmacher die Zulassung zur Ortskrankenkasse.

1921 begannen Dr. Ludwig Steib und 1922 Dr. Ernst Geißler im St. Josef Patienten zu behandeln. (Die Jahreszahlen beziehen sich auf den Beginn der Eintragungen im Krankenbuch). Sie behandelten alle akuten und chronischen Entzündungen, besonders der Atemwege, aber auch Erkrankungen des Herzens, des Magens. der Leber, der Nieren sowie Fehlgeburten und anderes. Kleine Operationen wurden bei Vereiterungen durchgeführt. Knochenbrüche und Unfallverletzungen waren als Diagnosen selten in den Krankenakten verzeichnet.

Due durch Dr. H. Amelung in Königstein eingeführte Behandlungsweise des Luftbades konnte auch hier in einer Liegehalle erfolgen, die 1914 erweitert und durch eine weitere im Wald ergänzt wurde (das Grundstück des Krankenhauses reicht bis in den Burghain hinein. Durch die Geldentwertung bedingt, mussten sie Schwestern 1923 eine Kollekte abhalten, um Winterkartoffeln kaufen zu können. Für das Brennmaterial hatten sie im Sommer vorgesorgt, so die Chronik. Um mit den Probleme der Zeit besser fertig zu werden, wurde nach der Baugenehmigung im Frühjahr 1924 ein Stall für Kühe, Hühner und Schweine gebaut. In den nächsten Jahren wurden verschiedene Umbauten am Krankenhaus vorgenommen. die zur Energieeinsparung und Raumgewinn führten. Die Nordbalkone wurden teilweise verglast und somit verschlossen. Die Küche erhielt Gasversorgung, und somit wurde ein Kohlenkeller frei.

Der geräumige Kohlenkeller wurde zum Röntgenzimmer umgebaut, und 1927 wurde die erste Röntgenanlage mit finanzieller Unterstützung durch den Kreis und die Stadt installiert. Eine Schwester wurde zur Bedienung des Gerätes in Frankfurt ausgebildet. Nach längerer Krankheit verstarb am 18. Juli 1927 der Geheime Sanitätsrat Dr. Josef Thewalt. Er hatte nach dem Tod Dr. Pinglers zunächst das kleine Hospital in der Schulstraße geleitet und dann als ärztlicher Direktor dem St. Josef Krankenhaus vorgestanden. Zu seinem Nachfolger wurde Dr. Carl Herrmann ernannt.

Neubau

Im Jahr 1930 wird der Speicher des Krankenhauses für Schlafräume für Schwestern und Hausmädchen ausgebaut. Für mehr Unterkünfte hatte man schon 1920 gesorgt, als das Haus von den Lorenz Kroth Erben neben dem Krankenhaus erworben wurde und dort nach Renovierung Zimmer für Schwestern und Mädchen entstanden. Dies alles war nötig, um möglichst viele Patienten und Gäste aufnehmen zu können. Denn es waren neben Kranken auch Gäste im Haus: es waren zum Teil Geistliche, aber auch Bedürftige, die nach dem Verständnis der Ordensgründerin Hilfe in körperlichen und materiellen Dingen bedurften.

Die Weltwirtschaftskrise forderte von den Dernbacher Schwestern in Königstein ein besonderes Opfer, was sicher auch zur noch stärkeren Bindung der Bevölkerung an das Haus führte. Denn am 1. Dezember 1931 wurde auf Ersuchen von Bürgermeister Böhm die Volksküche für die Notgemeinschaft im Krankenhaus eingerichtet. Es wurden täglich, außer sonntags, bis zum 30. April 1932 zwischen 200 und 245 Mittagessen ausgegeben. Im darauffolgenden Winter war die Küche nochmals vom 2. Januar bis 1. April 1933 für die Ausgabe von 150 bis 170 Mittagessen zu den gleichen Wochentage geöffnet.

Im selben Jahr begehen die Schwestern ihre 75 Jahre Krankenpflege in Königstein, wie die Taunus Zeitung am 14. Juli 1933 berichtet. Neben einem historischen Rückblick wird auch neben der aufopfernden Tätigkeit der Schwestern im Krankenhaus und zuhause an die „liebevolle Pflege im Krankenhaus Königstein, von Hunderten von Kranken und Verwundeten des 1. Weltkrieges“ erinnert.

Die Ärzte und der Kirchenvorstand berieten schon länger über eine Erweiterung bzw. Veränderung des Hauses. Eine chirurgische Abteilung soll das Spektrum der Behandlungen vergrößern. Als Chirurg wurde der Sohn von Dr. Carl Herrmann berufen. Dr. Kurt Herrmann erhielt seine Facharztweiterbildung im St. Marienkrankenhaus in Frankfurt – ein Haus der Dernbacher Schwestern – bei Prof. Dr. Heinrich Flörcken, dem dortigen Chefarzt der Chirurgie seit 1920.

Dr. Herrmann Junior übernahm auf Wunsch des Vaters Anfang 1934 die Praxis und begann im März im neu hergerichteten Operationssaal tätig zu werden. Der erste dokumentierte Eingriff war ein eingeklemmter Leistenbruch bei einem Schneidhainer Bürger. Operationen bei Leistenbruch und Blinddarmentzündung wurden am häufigsten durchgeführt. Aber auch Gallen- und Magenoperationen standen auf dem Plan. Die 30 vorhandenen Betten waren durch die intensive OP-Tätigkeit oftmals nicht ausreichend, so dass man noch Betten einschob, was bei einer Begehung von Amts wegen beanstandet wurde. Zu dieser Zeit waren an Personal die Oberin, neun Krankenschwestern (acht staatlich anerkannt), eine Röntgenschwester, eine Kindergartenschwester, eine Gemeindepflegeschwester und zehn Hausmädchen sowie ein Hausbursche tätig. Dr. Ernst Geißler gab im Jahr 1934 seine Belegung auf und kümmerte sich ausschließlich um sein Kurheim in der Theresienstraße 11.

Die festgestellte Platznot und noch andere Unzulänglichkeiten machten einen Anbau nötig. Der Kirchenvorstand, unter dem Vorsitz von Pfarrer Geis, gab den Königsteiner Architekten Philipp und Carl Söhningen den Planungs- und Bauauftrag. Durch nicht vorhersehbare Änderungen, wir unter anderem der Luftschutzkeller, erhöhten sich die Baukosten von 65.000 auf 95.000 Mark. Die Ausschachtungsarbeiten begannen Mitte Mai 1935 unter der Leitung der vorgenannten Herren. Es wurde ein Anbau in westlicher Richtung vorgenommen. Vorher waren die leer stehenden Häuser im Eck 9 und 11 abgerissen und das 1924 erbaute Stallgebäude abgerissen worden, um Platz zu schaffen.

Mit dem Neubau wurden auch Umstrukturierungen im Altbau vorgenommen, wie ein Personenaufzug an die vorgesehenen Ort im Treppenhaus eingebaut. Das Haus wurde an dieser Stelle auch vergrößert und damit Platz für Patientenzimmer geschaffen. Die Küche wurde neu gegliedert, da die Wäscherei in den Neubau kam. Das Röntgenzimmer wurde in den 1. Stock neben den Operationsraum verlegt, und schließlich konnte das Obergeschoss (Dachgeschoss9 ebenfalls für Kranke hergerichtet werden, vornehmlich für Privatpatienten. Mit dem Neubau kamen acht Krankenzimmer mit sechzehn Betten dazu.

Dort wurde im 1. Stock entsprechend der zunehmenden Entbindungshäufigkeit im St. Josef Krankenhaus eine Wochenstation mit Kreißsaal und Säuglingszimmer eingerichtet. Im 2. Stock bekamen die Schwestern nun eine abgeschlossene Klausur, in die sie Ende Juli 1936 einzogen. Die Belegung mit Kranken im Neubau begann dann im September. Das Krankenhaus hatte nun 46 Betten. Es ist noch zu erwähnen, dass alle Gewerke, außer dem Aufzug und die Estricharbeiten , von einheimischen Handwerkern ausgeführt wurden.

Die Geburtshilfe im St. Josef

Schon vor Beginn des Neubaus hatten die im Krankenhaus tätigen Ärzte zusammen mit den Hebammen begonnen, Mütter zu entbinden. Die erste Geburt lag allerdings schon mehrere Jahre zurück, als am 22. Dezember 1924 (laut Krankenbuch) Dr. Carl Herrmann einem kleinen Mädchen auf die Welt half. Mit Beginn des Jahres 1934 haben die Hebammen aus Königstein, Luise Hees und Therese Hagedorn sowie Elisabeth Lind aus Falkenstein und die Ärzte Dr. L. Steib (erste Entbindung am 18. Januar 1934/ein Mädchen aus Mammolshain), Dr. Kurt Herrmann und Dr. J. Schiffmacher regelmäßig Geburtshilfe geleistet. Nach anfänglich dreizehn Kindern im Jahr 1934 wurden 1939 schon mehr als hundert Kinder pro Jahr entbunden.

Dies zeigte den allgemeinen Trend hin zur stationären Entbindung, da bei auftretenden Komplikationen während der Geburt in einem Krankenhaus besser geholfen werden konnte, als bei einer Hausentbindung. Der erste Kaiserschnitt wurde bei einer Zwillingsgeburt am 25. Mai 1936 durchgeführt. Nebenbei erleichterte die Kliniksentbindung auch der Hebamme das Leben, da sie die Gebärende nicht mehr zuhause aufsuchen und dafür bei Wind und Wetter große Wegstrecken zurücklegen musste.

Luise Hees geb. v. d. Heydt war die älteste Hebamme des St. Josef Krankenhauses zu Beginn der Geburtshilfe in dieser Klinik. 1871 in Berndorf am Rhein geboren, hat sie 1894 ihr Hebammenexamen mit hervorragenden Noten abgelegt und wurde 1896 von Bürgermeister Schild in Königstein unter siebzehn Bewerberinnen ausgewählt. Sie war ihrem Beruf so verbunden, dass sie von 1907 bis 1908 sogar vorübergehend eine private Entbindungsanstalt in der Schneidhainer Straße 28 betrieb. Im St. Josef hat sie in den Jahren 1935 vier und in 1936 fünf Kinder entbunden, bevor sie 1936 in den verdienten Ruhestand ging. Sie war aber weiterhin noch sehr aktiv für alte, kranke und hilfsbedürftige Menschen, wie die Taunus Zeitung in einem Artikel zu ihrem 80. Geburtstag 1951 schrieb. Sie hat den evangelischen Kirchenchor mitgegründet und war in der Frauenhilfe aktiv. Sie starb 1956 im Alter von 85 Jahren.

Therese Hagedorn, geb. Strieder kam aus dem Westerwald , wo sie 1889 in Emmerichenhain geboren wurde. Ihre Hebammentätigkeit hat sie 1918 in Königstein noch als Fräulein Strieder aufgenommen. Sie ist ganz in ihrem Beruf aufgegangen und hat sozusagen bis zur letzten Minute gearbeitet. Ihre letzte Entbindung im St. Josef Krankenhaus hat sie am 12. Januar 1955, und am 20. Januar ist sie nach kurzer Krankheit verstorben. Sie stand im 66. Lebensjahr und hat alleine im Krankenhaus in der Zeit von 1934 und 1955 ca. 2.700 Entbindungen durchgeführt.

Elisabeth Lind. geb. Hasselbach war als Einzige der Hebammen im St. Josef Krankenhaus eine Einheimische. Sie wurde 1891 in Falkenstein geboren und ist dort auch 1972 verstorben. Nach ihrer Hebammenprüfung 1917 in Marburg hat sie ihre Vorgängerin Karoline Rauch abgelöst und ihre Tätigkeit aufgenommen. In einem Artikel in der Taunus Zeitung vom Jahr 1957, zu ihren „40 Jahren Storchentante“, wird berichtet, dass sie bis dahin rund 1.300 Entbindungen durchgeführt hatte. Sie hat aber noch bis zu ihrem 70. Lebensjahr gearbeitet und 1961 ihr letztes Kind im St. Josef Krankenhaus entbunden.

Frau Hagedorn und Frau Lind waren allen bis 1940, dann halfen zwei weitere Hebammen zeitweise bis 1943. Im Jahr 1944 kam dann als dritte Hebamme Velleda Jarczynski hinzu (1909 – 1993). Sie entband bis 1980 vorzugsweise Kronberger Bürgerinnen, da sie selbst dort wohnte. Durch die zunehmenden Kriegseinwirkungen in der weiteren Umgebung Königsteins kam es zu einem starken Andrang von schwangeren Frauen zur Entbindung, besonders während des Jahres 1944, so dass eine Rekordzahl von 335 Geburten verzeichnet wurde, bei normalerweise um die 200 Geburten.

25 Jahre St. Josef Krankenhaus

Pfarrer Geis erwähnt im Kirchenbuch das Jubiläum des Altbaus am 15. Februar 1937 und bilanziert die Belegung bis zu diesem Jahr 6.831 Patienten seit der Eröffnung 1912. Durch den Neubau und die chirurgische Abteilung sei seit 1934 eine Steigerung der Patientenzahl festzustellen. Das Jubiläum selbst wird am 21. Februar durch ein feierliches Hochamt in der Pfarrkirche begangen und anschließend den Schwestern Glückwünsche, Blumen und Geldspenden überreicht. Dafür bedankt sich Oberin Schwester Gemella am 22. Februar 1937 in der Taunus Zeitung.

Der 2. Weltkrieg

Der nahende Weltkrieg wurde durch Fliegeralarm- und Verdunkelungsübungen vorbereitet. Am 1. September 1939 wurde die Mobilmachung angeordnet, und das Haus wurde als Reservelazarett bestimmt. Fünf Ordensschwestern wurden für spezielle Aufgaben rekrutiert. Am 31. Oktober wurde das Lazarett bis auf Widerruf aufgehoben und wieder für Zivilkranke freigegeben.
Mit Kriegsbeginn wurde auch Dr. Kurt Herrmann eingezogen, und von da an wurden bis 1945 keine regelmäßigen Operationen mehr ausgeführt. Letzte Eintragung im OP-Buch am 20. August 1939, nächste Operations-Eintragung wurde am 2. Januar 1947 notiert, allerdings noch längere Zeit ohne Namen des operierenden Arztes.

Sein Nachfolger, als ärztlicher Leiter, wurde Dr. Schiffmacher. Dr. Steib und er waren, nach den Eintragungen in den Krankenakten, die einzigen behandelnden Ärzte im Krieg. Notwendige Operationen wurden zu Prof. Dr. Flörken ins St. Marien-Krankenhaus nach Frankfurt geschickt. Er wohnte in Königstein und hat deshalb in wenigen Fällen auch in der Kriegszeit kleinere Eingriffe im St. Josef vorgenommen.

Besonders schwierig war die Situation bei Luftalarm. Die Schwestern sahen sich nicht in der Lage, die gehunfähigen Menschen mit der Liege in den Luftschutzkeller zu tragen. Es wurde deshalb angeordnet, dass zwei in der Altstadt wohnende Bereitschaftsmitglieder des DRK diese Arbeit bei Alarm übernehmen. Bedingt durch die Bombenabgriffe auf Frankfurt, mit den entsprechenden Zerstörungen, wurde am 8. Oktober 1943 fast das ganze Krankenhaus für die Städtische Kinderklinik unter Prof. Dr. de Rudder beschlagnahmt, so dass nur noch dreißig Patienten und zehn Kranke in die Isolierstation aufgenommen werden konnten.

Im Krankenbuch wurden in den Jahren 1943 bis einschließlich nur Diagnosen vermerkt, die Infektionskrankheiten und Geburtshilfe betrafen. Aus Frankfurt kommen fünfzig Kinder, vierzehn Pflegerinnen, zwei Ärztinnen und zwei Hausangestellte in die Milchküche, wie in der Chronik dokumentiert ist. Die Kinderklinik ist erst ab 21. November 1946 wieder vollständig ausgezogen.

Es ist noch zu berichten, dass ein Fliegerangriff auf Königstein in der Nacht zum 2./3. Februar 1945 stattfand und durch eine in der Nähe nieder gegangene Luftmine das Krankenhaus, insbesondere der Neubau, stark beschädigt wurde. Sämtliche Türen und Fenster waren herausgerissen, so berichteten die Schwestern. Notdürftige Reparaturen ermöglichten eine baldige Wiederaufnahme von Kranken und Verletzten. Am 29. März 1945 erfolgt die kampflose Übergabe der Lazarett-Stadt Königstein an die Amerikaner, so ist es in der Schwesternchronik vermerkt.

Die Zeit nach dem 2. Weltkrieg

Die Kinderklinik ist in zwei Etappen wieder nach Frankfurt verlegt worden. Zuerst wurde die Männerstation im Neubau frei. Diese hat man dann gründlich renoviert und die Kriegsschäden beseitigt, so dass am 3. Juli 1946 die erste Aufnahme mit der Operation eines Leistenbruches bei einem Mann durch Dr. Kurt Herrmann erfolgen konnte. Reguläre Aufnahmen von Männern hatten seit 1943 nicht mehr stattgefunden. Lediglich Scharlachpatienten konnten auf die Isolierstation kommen. Nach der vollständigen Räumung des Hauses im November wurden auch die restlichen Zimmer renoviert und ab 19. Dezember die Wochenstation wieder belegt.

Es wurde ein neuer Weg ins Woogtal gebaut, der etwas weiter vom Haus verlief (1948). Denn die Kirchengemeinde hatte bereits 1937 von der staatlichen Domänenverwaltung die Woogtalwiesen gekauft. Auch hatten sich die Schwestern, aus der Erfahrung mit den Jahren nach dem 1. Weltkrieg, wieder einen Hühner- und Schweinestall hinter dem Haus Richtung Wald zugelegt und auf dem Hang zum Woogtal Obstbäume gepflanzt.

Die übrigen Wiesen waren verpachtet. Vor dem Haus opferte man den Vorgarten und ließ auf Kosten der Stadt den Bereich pflastern, um für die an- und abfahrenden Autos Platz zu schaffen und Parkraum zu gewinnen. Um zukünftige Personalunterkünfte zu haben, kaufte die Kirchengemeinde 1949 das gegenüberliegende Haus Rudolph, eine ehemalige Stuhlfabrik in der Woogtalstraße 6.

Die Schwesternchronik beschreibt den 16. Februar 1949 als einen besonderen Freudentag für die Filiale Königstein. Denn die Oberin Schwester Venerabilis und Schwester Erhardina feierten ihr goldenes Profess-Jubiläum (50. Jahrestag der Ablegung des Gelübdes). Nach wochenlanger Vorbereitung wurde dieses Fest in einer festlich geschmückten Kapelle gefeiert. Auch das Haus und die Klausur waren entsprechend heraus geputzt.

Nach dem von Pfarrer Geis zelebrierten Hochamt, mit einer ergreifenden Ansprache, erneuerten die beiden Jubilarinnen die heiligen Gelübde mit der Kerze in der Hand. Danach empfingen sie die heilige Kommunion. Nach Schluss der Messe gratulierten zunächst der Pfarrer und dann Bürgermeister Faßbender im Namen des Ministerpräsidenten und im Auftrag der Stadt. Am Nachmittag wurde von den Hausmädchen Theater gespielt, und am Abend brachte der Kirchenchor seine Glückwünsche mit Liedern dar.

Quelle/Text:
„100 Jahre St. Josef Krankenhaus Königstein im Taunus“
Autor: Dr. med. Dieter Hausmann
Herausgeber: St. Josef-Krankenhaus Betriebs GmbH
Königstein (2012)

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